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Liebes Tagebuch,
diesmal müssen wir wohl drei Wochen in einem Aufwasch verarbeiten. Wie du merkst, war ich ein wenig schlampig in letzter Zeit, so schlampig gar, dass ich der Ironblogger-Kasse erstmals fünf Euro schuldig bin. Beschränken wir uns also auf die Highlights, in Ordnung?
Die Woche vom 22.–28. Juli
In dieser hochsommerlich heißen Woche ging ich durchaus rege dem Laufsport nach und machte die knackige Entdeckung, dass die betätigungsbedingte Straffung des Bindegewebes gar keine Mär der Fitnessindustrie, sondern durchaus reproduzierbare Realität ist. Am Mittwoch begleitete ich Johannes ins Sauerland, um dort mit Christian Geschäftliches zu besprechen und eine ausgesprochen gute Zeit zu haben. Am Wochenende erbrachten wir pärchendinnierend den Beweis, dass Vegetarier und Veganer auch in einem Steakhouse ganz herrlich essen können, wohingegen sich eine Mücke ganz unvegetarisch an meinem Blut labte und mir einen Monsteroberschenkel aus der Hölle bescherte.
Die Woche vom 29. Juli – 04. August
Eine auf sehr angenehme Weise geschäftige Woche: Ich genoss das Wetter, ließ den Katerkatz impfen, meine Blutwerte prüfen, schwamm 400 Meter, ging dreimal zum Yoga und lief 3,8 Kilometer. Wir feierten einen Geburtstag in ungewöhnlicher Ehrenrunde und brachten einen ganzen Samstagabend damit zu, auf den Rhein zu gucken (ich sagte quasi minütlich Ist das schön!
und konnte mich einfach nicht satt sehen).
Die Woche vom 05.–11. August
In dieser Woche nahmen der Mann und ich eine Auszeit und machten Kurzurlaub in München. München?!
fragen Sie da? Ja, das habe ich mich auch gefragt. Obwohl ich schon viele Orte Deutschlands bereiste, setzte ich nie einen Fuß nach München und verspürte bis dato auch kein gesteigertes Interesse, das zu ändern. Doch als der beste Mann aller Zeiten Tickets für ein Robbie-Williams-Konzert nebst (meine Damen, Sie müssen jetzt ganz stark sein!) Meet & greet gewann und gefragt wurde, ob uns Hannover oder München lieber wäre, erinnerte ich mich all der schönen Worte, die andere so oft für München finden, und nahm mir ein Herz. Ich konnte ja nicht ahnen, dass München darauf herumtrampeln würde.
Tatsächlich habe ich mich noch nie in einer Stadt so wenig willkommen gefühlt, wie in München. Ich war Gegenstand offenen Spotts, boshafter Ablehnung und dreister Übergriffigkeit, und zwar, halten Sie sich fest: wegen meiner Haarfarbe. Darauf war ich nicht vorbereitet, und ich muss gestehen, dass mich nachhaltig verstört hat, mit welcher Intensität die Menschen dort meine (durchaus marginale) Andersartigkeit kommentierten. Vielleicht bin ich zu verwöhnt vom Rheinland, aber ich habe so ein Verhalten heutzutage wirklich nicht mehr für möglich gehalten und werde beizeiten sicher noch das eine oder andere Wort über die Angelegenheit verlieren.
Davon abgesehen war München wirklich wunderschön. Es ist überwältigend, über wie viele Prunkstücke und Kleinode diese Stadt an allen Ecken und Kanten verfügt; aus kunsthistorischer Sicht ist sie eine niemals endende Schatzkammer und durch und durch zauberhaft. Apropos zauberhaft: Wir trafen Mellcolm, Philippe und den kleinen Herren und hatten einen herrlichen Abend tolle 15 Minuten im Biergarten, bevor ein Gewitter aufzog und uns ins Innere der Gaststätte fegte. Den späteren Verzweiflungslauf durch einen bedrohlich donnergrollenden Park überlebten alle Beteiligten zum Glück pitschnass und unverletzt, was den Mann und mich in die glückliche Lage versetzte, der Biergartenkultur zumindest an den Folgetagen ausgiebig zu frönen. Am liebsten hätte ich alle Tische, Bänke, Mitbringnudelsalate und Bierschänken gleich in meinen Rucksack gepackt und ins Rheinland verfrachtet (wenn ich auch meine, dass eine Kölschstange am Mittag mehr als ausreichend ist).
Und dann trafen wir natürlich noch Robbie FUCKING Williams. Es war ein kurzes, aber heißes Stelldichein und fand einige Stunden vor Konzertbeginn in den holzvertäfelten Katakomben des Olympiastadions statt; er brachte seine Hunde mit und war – ganz im Gegensatz zum gemeinen Münchener – angetan von meiner Haarfarbe. Über den Rest des Abends möchte ich den Mantel des Schweigens breiten, aber nicht ohne Ihnen zu versichern, dass der Mann und ich sehr geflasht waren und die Reise nach München keinen Moment bedauert haben. Und wenn das schöne Blau wieder einem natürlichen Blond gewichen ist, kehren wir bestimmt nochmal zurück. Der Schätze wegen.
16:48h
Anne sagt:
ROBBIE!!!11einself
16:55h
serotonic sagt:
Sie haben die Lage absolut korrekt erfasst, Frau Schüßler.
16:58h
Mellcolm sagt:
Wie Sie auch, Gnädigste, wir Sie auch! <3
20:57h
Anke sagt:
Eine kleine Ehrenrettung für München: Man kann da sehr in Ruhe dick sein. (Aber ich habe auch eine gesellschaftlich anerkannte Haarfarbe.)
09:09h
serotonic sagt:
Werteste Mellcolm, Sie machen mir Wasser in die Augen! <3
Anke, ein eindeutiges Plus für München, in der Tat.
11:56h
Frau Irgendwas ist immer sagt:
Frau darf sogar Berlinerin sein in München, solange die Haarfarbe ‘normal’ ist. Eine tolle Stadt und immer eine Reise wert!
14:24h
Christoph sagt:
Die neue Haarfarbe gefällt mir ebenso gut wie die neuen Farben hier im Blog. Und wer möchte schon in einem Freilichtmuseum wohnen?