Das Jahr 2019 im Rückblick
Tja, da sind wir nun. Ein Jahr und gefühlt ein halbes Leben später habe ich nicht die geringste Ahnung, wie das jetzt wird, diese Sache mit mir, dem Schreiben im Allgemeinem, diesem Blog im Speziellen und diesem Rückblick im Besonderen. Kommen Sie also mit mir auf eine Entdeckungsreise in meinen derzeitigen Gemütszustand, nehmen Sie sich einen Keks und vergessen Sie nicht, etwas zu trinken an der Hand zu haben – Sie und ich werden es brauchen.
- Wohl gefühlt oder krank gewesen?
Oh boy. Beides. Lassen Sie mich hier etwas ausführen: Ich hatte kein klassisch gutes Jahr und war gleich mehrfach in Krankenhäusern zugegen. Ich hatte mehrere Panikattacken, einen Nierenstein, eine Bauchspiegelung, eine Außenbandzerrung, einen Nervenzusammenbruch, eine Blasenentzündung, eine Liddermatitis, eine Leistenzerrung, eine Muskelverhärtung in der linken Schulter, diverse Störungsdiagnosen und so viele Arztbesuche wegen $Dingen, dass ich dieser Frage theoretisch einen eigenen Eintrag widmen müsste. Aber. - Haare länger oder kürzer?
Länger. Viel, viel länger. - Kurzsichtiger oder weitsichtiger?
Gleichbleibend. Korrigiert sogar immer noch bei 160%. - Träume gelebt? Wünsche erfüllt?
Ich habe mich von sehr, sehr vielen Dingen frei gemacht. Vom Müssen, beispielsweise. Und vom Bedeuten. Von der Geltungssucht und vom Gedanken, mir Wert über Karriere und Einkommen zumessen zu können. Ich bin in die Knie gegangen, habe meinen Job hinter mir gelassen und mir Hilfe gesucht. Ich habe vor den Trümmern meiner Selbst gestanden, den Blick vor meinen Einzelteilen gesenkt und am Ende ganz leise die Wut umarmt. Und dann, ein paar Monate später, habe ich getanzt. So hatte ich mir das zwar alles nicht gewünscht, aber zumindest ist vieles wahr geworden. - Mehr bewegt oder weniger?
Mehr. Viel, viel mehr. - Die aufregendste Unternehmung?
Mit gepackten Koffern über die Schwelle einer Psychiatrie zu treten. Auf dem Waldspielplatz die Ausgangssperre zu vergessen. Im dunklen Klinikgebäude Verstecken zu spielen. - Der beste Sex?
Indeed. - Die teuerste Anschaffung?
Einkommensverlust ist zwar echt ’ne harte Nummer, aber innerer Frieden, Bro! Innerer Frieden. - Das leckerste Essen?
Die allabendlichen Klinik-Salatteller. - Buch des Jahres?
Wohl eher Jahr des Buches: Ich habe dieses Jahr 123 Bücher gelesen. Darunter viel Schund und YA und Paranormal und Fantasy und Contemporary, und ich WÄLZE mich in allem, was sich flott weglesen lässt und mir eine gute Zeit macht. Ich bin wie ein Kind im Candy Shop und kann gar nicht sagen, was mir am besten gefallen hat. The Mortal Instruments von Cassandra Clare? fawn von Nash Summers? The Long Way to a Small, Angry Planet von Becky Chambers? Oder vielleicht tatsächlich Dark Elements von Jennifer L. Armentrout? Egal. Ich habe extrem viel Spaß und meine Therapeutin hält es für eine großartige Bewältigungsstrategie – und wer wäre ich, so eine Fachmeinung anzuzweifeln? - Serie des Jahres?
Ich weiß gar nicht mehr, was wir alles so geguckt haben, ich habe aufgehört, das mitzuloggen und unser Bewegtbildkonsum war bei weitem nicht so exzessiv wie gewohnt. Als letztes haben wir die dritte Staffel The Handmaids Tale gesehen, die war schon irre gut. Die dritte Staffel La Casa de Papel fällt mir grad noch ein. Und Sex Education. Und The Umbrella Academy. (Lassen Sie uns einen Mantel des Schweigens über das Ende von Game of Thrones breiten und darüber, wie hart ich mich um all die jahrelang investierten Gefühle betrogen fühle.) - Film des Jahres?
Wenig Filme, wenig Auswahl, daher: Avengers: Endgame und Star Wars: Episode IX. - Das beste Lied?
Grossstadtgeflüster, Fickt-Euch-Allee. Aus Gründen.
Sia, Clap Your Hands. Ebenfalls aus Gründen. - Das beste Album?
Labrinth, Sia & Diplo present … LSD. Taylor Swift, Lover. Grossstadtgeflüster, Trips & Ticks. - Das schönste Konzert/Musical/Theater?
Snow Patrol in Oberhausen (Januar) und Frankfurt (Februar). Der besondere Herzklopfenpreis geht aber an den Musicalausflug mit meiner zweiten besseren Hälfte nach London, was aber mehr an meiner zweiten besseren Hälfte lag, als am Musical. Love my bestie einfach. - Die meiste Zeit verbracht mit …?
Lesen, wah. - Die schönste Zeit verbracht mit …?
Dem Wald. Sport. Lesen. Papier und Farbe. Ponys. Und mit E., meiner Unabhängigkeitsqueen. - Vorherrschendes Gefühl?
Ich habe ein paar Wochen lang versucht, meine Gefühlslage aufzuzeichnen – das Resultat sah aus wie ein EKG bei Kammerflimmern. Kurz: Ich habe keine Ahnung, wie ich diese Frage adäquat beantworten soll. - Dieses Jahr zum ersten Mal getan?
Freiwillig meine Selbstbestimmung aufgegeben. - Dieses Jahr nach langer Zeit wieder getan?
Ausgeritten. In Bällen gebadet. Verstecken gespielt. Lauthals gesungen. Gezeichnet. Unter Menschen getanzt. Vertraut. Nähe zugelassen. - 3 Dinge, auf die ich gut hätte verzichten können?
Den Nierenstein und die damit verbundenen Schmerzen aus der Hölle. Das Teratom und die damit verbundene Bauchspiegelung. All die Angst. - Die wichtigste Sache, von der ich jemanden (oder mich jemand) überzeugen wollte?
Dass es ok ist. - Das schönste Geschenk, das ich jemandem gemacht habe?
Ich habe keinen Schimmer. - Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat?
Ehrlichkeit. Commitment. Geduld. - Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat?
»Schade, dass Sie nicht in Kasachstan geboren wurden, Sie hätten glatt Karriere als Korbflechterin gemacht.« - Der schönste Satz, den ich zu jemandem gesagt habe?
»Was soll der Geiz.« - Und was war sonst noch?
- Einhornhaar und die Liebe eines Ziegenbocks
- Penisbrötchen und Pommesgesichter
- Dietertherapie und eine echte Zwölf auf der Sisterhoodskala
- Ein neuer Arbeitsvertrag fürs neue Jahr. (Huhu A., ich freu mich ja so!)
- Der Mann. Mein Mann. Der beste Mann wo gibt einfach.
- Dieses Jahr war mit einem Wort …?
Ich hatte erst so einungemein bedeutungsvollesfurchtbar anstrengendes Wortspiel mit [Ausbruch/Einbruch/Umbruch] geplant, aber 2019 war einfach nur sehr, sehr geil.

So waren 2005, 2006, 2007, 2008, 2009, 2010, 2011, 2012, 2013, 2014, 2015, 2016, 2017 und 2018.

