Tagebuch

Sauerkraut, Charles Esten, Pommesdate

Sauerkraut, roh. Der örtliche Bioladen bietet wieder rohes Sauerkraut feil, der Mann hat mir eine große Tüte mitgebracht und nun können mich Chips, Schokolade und Cracker mal reichlich kreuzweise, denn ich LIEBE rohes Sauerkraut. Wenn man mal davon absieht, dass es so furchtbar riecht, dass ich an dieser Stelle der Existenz luftdicht verschließbarer Behältnisse meinen ergebensten Dank aussprechen möchte.

Charles Esten im Carlswerk Victoria. Wenn Sie Nashville gesehen haben, ist Ihnen Charles Esten vielleicht aus seiner Rolle als Deacon Claybourne bekannt. Ich möchte Ihnen an dieser Stelle nicht verheimlichen, dass mein Musikgeschmack ziemlich biegsam ist und ich selbst vor Country Music nicht zurückschrecke — aber Sie sollen auch wissen, dass meine Leidensfähigkeit spätestens nach der zweiten Staffel Nashville mehr als erschöpft war. Lediglich der Mann ist der Serie nebst Soundtrack treu geblieben, und so kam es, dass er für letzten Freitag Tickets gewann und mich kurzerhand mitnahm in die neue Kölner Konzertlocation, mit der ich aus gleich mehreren Gründen nicht warm wurde. Sollte jedoch jemand aus unerfindlichen Gründen scharf darauf sein, halbe Ewigkeiten ohne Bedachung im strömenden Regen für Pommes und Bier anzustehen — this is the place to be. Und wenn man auf nackte Industriehallen mit blechernem Klang steht, muss das Carlswerk ein wahrer Freundentempel sein.

Wie dem auch sei: Ich war trotz des suboptimalen Settings in sehr williger Stimmung — was mich vom weiteren Publikum kaum krasser hätte unterscheiden können. Lassen Sie mich bitte an dieser Stelle eine Frage stellen, die sich mir bei fast allen Konzertbesuchen geradezu aufdrängt: Warum brezelt man sich auf, bringt Wegstrecke hinter sich und gibt nicht gerade wenig Geld für Tickets aus, wenn man dann im Publikum steht und unablässig REDET, anstatt dem Act zu lauschen? Schon beim Snow-Patrol-Konzert letzten Sonntag musste ich zwei superwichtigen Arschnasen sehr adretten Businesskaspern empfehlen, sich doch bitte ein Zimmer zu nehmen — aber was da bei Charles Esten passierte, war nochmal ’ne ganz andere Hausnummer. Ein sonntägliches Kaffeehaus in Bad Münstereifel hätte respektvoll sein Haupt vor all dem Geschnatter gebeugt; ich jedoch neigte eher zu ausgeprägtem pissed-sein. Vielleicht sah das ganze in den vorderen Reihen besser aus, denn Charles wirkte trotz einer gewissen Heiserness sehr glückselig da oben auf der Bühne, und das war schön zu sehen.

Hindernisbeschleuniger. Der Mann hat sich beschwert, dass ich den letzten Eintrag nicht genutzt habe, um diesen bisher nur häuslich genutzten Begriff auch online zu prägen, was ich hiermit nachholen möchte. Nur für den Fall, dass Sie das nächste Mal von jemanden geschnitten werden, der unbedingt vor Ihnen am Stauenden, Ampeln oder Schranken zu stehen kommen möchte.

Pommesdate. Gestern kam ich mit schönen Menschen zusammen, um die eine oder andere Pommesverzehrerei zu begehen. Bei den schönen Menschen handelte es sich um Christian und Franzi, und natürlich haben wir nicht nur Pommes verzehrt, sondern auch Burger, Küchlein und diverse Heiß- und Kaltgetränke. OK, vielleicht war das Essen auch gar nicht so wichtig, sondern die gemeinsam verbrachte Zeit mit normalen Menschen. Man kommt ja viel zu selten zu sowas. Und gleichwohl ich das Währenddessen geradezu glückselig genossen habe, plagt mich — wie nach jedem guten Hoch — nun das Gefühl, zu viel / zu laut / zu anstrengend gewesen zu sein. Aber well, story of my life und so.

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Seien Sie auch das nächste Mal wieder dabei, wenn ich eine verunsicherte Teenagerin knapp unter der Haut spazieren trage.