Tagebuch

Ein Sonntag mit Rumpimmeln & Snow Patrol

Ich hoffe, Sie verzeihen mir, dass ich einen Mantel des Schweigens über die vergangene Woche breite und direkt zu Sonntag springe. Es gibt Gründe.

Rumpimmeln. Gegen neun Uhr wurden der Mann und ich durch das Dachfenster von der eisigen Morgensonne geküsst. Da ich am Abend zuvor weit vor der Zeit mit dem Buch auf der Brust eingenickt und daher ungewohnt ausgeschlafen war, schälte ich mich gut gelaunt aus dem Bett und dem Kaffee entgegen. Wer jetzt Tatendrang vermutet, liegt allerdings falsch: Ich schaffte es gerade mal bis zur Couch, wo ich mich erneut in eine Decke wickelte und meine Nase in exakt das Buch steckte, das gestern noch als Brustbeschwerer diente. So verharrte ich bis zum späten Mittag (oder frühen Nachmittag, wenn Sie so wollen), bis es Zeit wurde für Duschenanziehenlosfahren, auf-auf ins winterliche Oberhausen.

Essen. Da das von uns gern und rege besuchte Bonner MoschMosch schon seit gefühlten Äonen geschlossen hat, besuchten wir den Oberhausener Ableger. Das löste jedoch deutlich weniger Begeisterung in uns aus, als erwartet: Erstens war es arschkalt in dem tendentiell ungastlichen Raum, zweitens haben sie das arschgeile Supereiweiß von der Karte genommen und drittens entpuppte sich die Poké Bowl als ein arschteurer Haufen Sushireis mit drei Salatblättern. Muss ich nicht nochmal haben, konnten die mal deutlich besser. Aber kommen wir zu deutlich erfreulicheren Themen, nämlich zum:

Konzert. Es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, ich hätte mich wochen- oder monatelang auf dieses Konzert gefreut, denn in Wahrheit habe ich seit Jahren darauf gewartet, Snow Patrol wieder live zu sehen. Sieben Jahre, um genau zu sein. Und was soll ich sagen? Es hat sich gelohnt. Gleichwohl sich das Publikum über die erste Hälfte etwas zäh und reserviert gab, ließen es sich die Herren auf der Bühne nicht nehmen, mir das Herz zu klauen, und zwar in der Form, dass ich es mir ganz freimütig solange aus der Brust sang, bis nur noch ein dünnes Whiskeystimmchen übrig blieb. Überrascht hat mich, dass die Setlist überaus Eyes-Open-lastig daherkam, während Fallen Empires gänzlich unter den Tisch gefallen war. Aber wer würde sich da beschweren, wenn sie dafür Make This Go On Forever live zu hören bekommt? Das Bersten meines Fangirlherzens nahm schlicht kein Ende und erreichte spätestens mit The Lightning Strike (What If This Storm Ends?) einen gewissen Ausflippungssgrad, den man gemeinhin jenseits der Sechzehn nicht mehr überschreiten sollte. Jedenfalls wenn man auf Menschen hört, deren Meinung einem eh satt am Vielbesagten vorbeigeht. Oder auf verunfallte Knie. Wo war ich? Achja, bei The Lightning Strike. Beim Licht. Beim Herrn Lightbody. Beim Mann next to me. Beim Hach. Ich habe buchstäblich jede einzelne Minute genossen. Und dann … dann war alles viel zu schnell vorbei. Wie alles, auf das man sieben Jahre wartet. Aber das Grinsen, das Glück, das sitzt mir heute noch im Gesicht. Und da kann es gerne noch ein wenig bleiben.