Tagebuch

Weihnachtsfeier, Waffeln & vietnamesisches Essen

Heute ist der erste Advent, es gibt Kaffee mit Aachener Weichprinten und die Meisen inspizieren argwöhnisch das neue Vogelhaus. Winter ist definitiv in meiner Top vier der Jahreszeiten.

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Firmenweihnachtsfeier im Hotel Königshof. Es ist jedesmal ein wenig verrückt, all die Menschen aus den anderen Standorten, mit denen ich normalerweise nur regen Telefon- und E-Mailkontakt habe, von Angesicht zu Angesicht zu sehen. Außerdem ist mir in den wenigen Stunden dort einmal mehr bewusst geworden, wie wichtig mir ein offener, freundlicher Umgang mit anderen Menschen ist. Ich möchte mich niemalsnie strategisch durchs Leben bossen müssen. Es gab zwischendurch eine Zeit, in der ich glaubte, ich müsse das, um etwas zu werden, um mich und meine Anliegen durchzusetzen. Hart sein. Straight sein. Distanziert sein. Heute weiß ich, dass der Preis dafür meine persönlichen Überzeugungen sind. Ein Umfeld, das mich dazu zwingt, gegen meine eigenen Werte zu handeln und das meine eigentlichen Stärken in Schwächen verkehrt, kann mich niemals weiterbringen, sondern mich allenfalls unglücklich machen. Vielleicht weiß ich das heute deutlicher als je zuvor, und dafür bin ich dankbar.

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Euskirchen. Dass die Besties in der Eifel wohnen ist in Sachen Entfernung nicht immer ein Segen, und so kamen wir nach ca. drölfzig Jahren erstmals auf die Idee, uns irgendwo in der Mitte zu treffen. Also in Euskirchen. Gleichermaßen bekannt aus den Kriminalstatistiken sowie für seine palmenbestückte Badewelt, ist Euskirchen sowas wie die Kreisstadt der Gegensätze, und gleichwohl ich in einem Nest in der Nähe aufwuchs, habe ich Euskirchen 1.) nie gemocht und 2.) seit über zwanzig Jahren nicht mehr besucht. Und tatsächlich landeten wir in einer Art Parallelwelt, sobald wir aus dem Parkhaus traten: Gefühlt rauchte fast jeder zweite, jeder dritte trug Jogginghose, und kaum eine war ohne mindestens ein Kind unterwegs. Und diese Kinder, ich habe meinen Augen nicht getraut, durften sich frei bewegen. Kein Handgangzwang, auch bei den ganz Kleinen nicht. Die Euskirchener scheinen mir deutlich sorgloser zu sein, als die gemeinen Bonner (die wohlgemerkt in einer der sichersten Städte Deutschlands leben). Verrückt.

Später gab es Waffeln. Vegane Waffeln. Mit Sojamilchkaffee. In einem optisch strunzspießigen Café. Mit Freifunk-WLAN. Euskirchen, Mensch, mit jeder Minute konnte ich Dich besser leiden.

Zur Krönung vietnamesisches Abendessen im Phở 68. Meine Damen und Herren, ich habe ja schon viel gegessen, aber das hier hat mich geflasht. Es gab Nudelsuppe, krabbenfreie Krabbenchips, Reispapierrollen, Reisnudeln mit Gemüse und Erdnüssen, rotes Curry mit Tofu, hausgemachte Limonade, Klebreisdessert mit weißen Bohnen und ganz viele Ohhhs und Aaahs. Einfache, moderne, frische Küche, mir läuft immer noch das Wasser im Mund zusammen. Gehen Sie da hin, wenn Sie mal in der Nähe von Euskirchen sind! Aber reservieren Sie einen Tisch, der Laden ist zurecht völlig ausgebucht.

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Life is good today.