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01. Jun 2010 Verbitterung, oh du Rose am Revers des Bildungsbürgertums, wie sehr du mich belästigst.
Mein Mund ist in einfältiger Kraftlosigkeit leicht geöffnet, mein Kopf wackelt schief, meine glasigen Augen greifen in die Leere, während meine verwunderten Lippen ein „Hä“ formen.
Was Sie jetzt hoffentlich vor Ihrem inneren Auge sehen, ist mit Worten schnell erklärt: Es ist das Scheißefinden an sich, das mich derzeit wie ein hilfloser Trottel dastehen lässt. Voller Unverständnis blicke ich in die Gesichter der Unglücklichen, die Missgunst für eine Tugend halten, und verstehe ihre Welt nicht mehr.
Sobald eine kleine Freude das Tageslicht erblickt, ob undschuldig oder nicht, steht das Scheißefinden parat und bereitet mir Kopfschmerzen. Setzt sich geradezu parasitesque auf mein Wohlgefühl. Verklebt mein Glücksgefieder mit seiner öligen Suppe aus Häme und Schmach. Ist es wirklich so erstrebenswert, alles zu Tode zu hinterfragen, alles mürbe zu kritisieren, jede Blüte nach einem Staubkorn abzusuchen, an jedem singenden Mädchen ein mediensteifes Brustwärzchen zu finden? Ich sage nein. Denn: Scheißefinden macht Mundwinkel aus Teer. Schmierig. Dunkel. Durchdringend müffelnd.
Ich kann das alles so umfassend nicht mehr ertragen, dass ich nicht umhinkomme, meinem eigenen Scheißefinden Ausdruck zu verleihen. Kinder, freut euch doch mal. Geht raus, tanzt, macht mal etwas Unbeschwertes. Steckt euch gegenseitig die Finger in die Ohren, lutscht Sand, schreibt nicht nur möglichst poetisch über die Schönheit eines Kinderlachens, sondern lacht es selber. Es ist ja nicht mit anzusehen, wie sehr ihr euch in eurem Unglück gefallt.
22:30h
mkh sagt:
Ja. Das war´s. Genau. "Es ist ja nicht mit anzusehen, wie sehr ihr euch in eurem Unglück gefallt." Aufhören damit, jetzt! Wird Zeit, mal wieder, heute Abend, du altes Ich, du! Also ich.
12:28h
serotonic sagt:
%-]
08:52h
Etosha sagt:
Ach wunderbar, wie befreiend! Ich werd jetzt mit Kärtchen herumlaufen, auf denen der Link zu diesem Artikel steht, sero. :) Bei uns hier gab’s plötzlich lauter Experten für Akzente im Englischen. Da wird man ja schwindlig vor lauter Kopfschütteln.
16:28h
serotonic sagt:
Oh ja, diese müßige Diskussion. *augenroll*
Als wäre nicht eines Jeden Englisch Produkt dessen, was Lehrer lehrten, Sänger sangen, Redner sprachen – und ggf. dem eigenen Willen, bloß nicht dem landestypischen Akzent zu entsprechen.
(Ich spreche zum Beispiel eine ganz merkwürdige Mischung aus „amerikanischem“ (Klassen 5-9), „britischem“ (Klassen 9-10) und texanischem (Bekannte in Houston) Englisch. Vielleicht hat sich auch ein bisschen japanisches Nevada (japanischstämmige Bekannte in Las Vegas) eingeschlichen, wer weiß das schon und MEIN GOTT BIN ICH FROH, dass sich bei mir niemand genötigt fühlt, mir mitzuteilen, wie falsch das doch alles wäre, und wie unglaublich gekünstelt, und unpassend, und peinlich, und überhaupt!)
19:04h
Etosha sagt:
Darüber könnte man sich schon mokieren! Also wirklich! Japanisches Nevada! Wie kann man nur?
Ich wiederum spreche mal sehr fließendes Englisch (wenn man mich merklich mag) und mal wieder stockendes, peinliches 5.Schuljahr-Niveau-Englisch (wenn man mir Gleichgültigkeit entgegenbringt). Angeblich mit niederländischem Akzent.
Die Augen könnte man rollen, bis man nach hinten umfällt!