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28. Dez 2011 Serien 2011 (III)
Human Target – Staffel 1
★☆☆☆☆☆☆☆☆☆
Human Target wird die Ehre zuteil, meine erste 1-Stern-Wertung ever zu erhalten. Dass ich das noch erleben darf!
Ein Leibwächter schützt auftragsweise das Leben wechselnder Klienten – das klingt nach Popcorn und Action und Kurzweil. Und ich mag Popcorn, Action und Kurzweil. Tatsächlich gibt es aber schon in den ersten beiden Folgen keine Minute, in der sich meine Augen nicht bis zur Schmerzgrenze hirnwärts drehen wollen. Das liegt einerseits an den erstaunlich unglaubwürdigen Plots, andererseits an den völlig sinnbefreiten Dialogen. Vielleicht auch an dem fürchterlichen Holzhammerhumor. Oder der schrecklichen Musik, die an Pathos kaum zu übertreffen ist. Oder an den grottigen Animationen und den billigen Zeitsprüngen. Da reichen sich an den Haaren herbeigezogenes Vollidiotengenie, abstruse Details und genereller inhaltlicher Nonsens dermaßen im Dreieck die Hand, dass man sich vor Pein gleich unterm Sofa winden möchte, und ich weiß wirklich nicht, wann ich das letzte Mal etwas so allumfassend Schlechtes gesehen habe.
The Mentalist – Staffel 2
★★★★★★☆☆☆☆
The Mentalist ist eine wirklich tolle Serie, deren 1. Staffel noch lockere 07/10 gemacht hätte, hätte ich mit diesem Serienbloggen schon früher angefangen.
Patrick Jane verdiente sein Geld mit der Behauptung, übersinnliche Fähigkeiten zu besitzen – bis er einen Schritt zu weit ging und den Serienmörder Red John dahingehend provozierte, seine Frau und seine Tochter zu ermorden. Nun nutzt er seine (tatsächlich erstaunliche) Beobachtungsgabe, indem er dem CBI dabei hilft, schwere Verbrechen aufzuklären … und sich an Red John zu rächen.
Es macht ungemein großen Spaß, ihm dabei zuzusehen. Die Rolle des formvollendeten Gentlemans, dem Schalk und Trauer gleichermaßen ständig im Nacken sitzen, ist Simon Baker wie auf den Leib geschnitten, und die Rollen im sympathischen, glaubwürdigen CBI-Team sind ebenfalls sehr gut besetzt. Die zweite Staffel allerdings wirkt in weiten Strecken orientierungslos und konfus auf mich, es fühlt sich fast so an, als hätte niemand damit gerechnet, dass es The Mentalist über die erste Staffel hinaus schaffen würde. Im letzten Staffeldrittel scheint diese Selbstfindungsphase allerdings abgeschlossen, und ich kann jetzt schon verraten, dass die dritte Staffel auch schon wieder lockere 07/10 verdient hat.
Life – Staffel 1
★★★★☆☆☆☆☆☆
Grundsätzlich hat Life eine vielversprechende Story, scheitert aber an einem heillos kaputtgeschriebenen Plot: Charlie Crews, ein ehemaliger Polizist, kehrt in den Dienst zurück, nachdem er zwölf Jahre lang unschuldig hinter Gittern saß – ein Justizirrtum. Der unglaublich kluge Kopf ist jetzt nicht nur stinkreich, sondern auch beinhart im Nehmen und mit einer hellsichtigen Ader gesegnet. Er ist Horatio Caine, Jack Bauer und Patrick Jane in Personalunion, sozusagen. Und seine neue Partnerin ist nicht einfach nur ein schöner weiblicher Cop, sondern auch schnelllesende Ex-Alkoholikerin und Drogenjunkie mit photographischem Gedächtnis [hier heftiges Augenrollen einfügen]. Die Charaktere wirken gewollt konstruiert, auch die Fälle und ihre Aufklärung scheinen frisch vom Reißbrett zu kommen, und die zur Untermauerung der Hauptcharakters eingesetzten Interview-Rückblenden in die Knastzeit nerven schon ab der dritten Folge immens, weil der Hauptplot einfach nicht voran kommt. Life will einfach zu viel – und macht dabei leider nichts wirklich richtig.
Mad Men – Staffel 1
★★★★★★★★☆☆
Yay!
Die Kreativbranche in den 1960ern, Männer und Macht – und im Mittelpunkt Donald Draper, ein auf den ersten Blick aufstrebender Werber und vorbildlicher Ehegatte.
Die Serie zeichnet ein ziemlich genaues Bild der Zeit, in der sich Frauen bestenfalls als brave Mütter, emsige Tippsen und willige Beischlafgelegenheiten beweisen und Schwarze gerade mal Aufzüge bedienen, Böden reinigen oder den Müll wegbringen durften. Das alles ist schon so weit weg von mir und meiner Lebensrealität, dass mich jede Folge vor spontaner Entrüstung japsen lässt. Dabei trennen uns gerade einmal 50 Jahre von Zuständen, die wir heute schon fast als barbarisch bezeichnen würden, damals aber als stilvoll galten: Alkohol während der Arbeitszeit und eine Zigarette nach der anderen in jedem Raum und zu jeder Gelegenheit. Der respektlose, aber selbstverständliche Klaps auf den Arsch der Sekretärin. Die Erwartung, dass das jederzeit glückliche Weibchen ein perfektes Dinner im perfekten Heim herrichtet, während der Geld verdienende Mann ein feierabendliches Schäferstündchen mit seiner heißblütigen Affäre schiebt.
Was ich an Mad Men besonders liebe: Alles hat Zeit. Jede Handlung, jeder Charakter, ja selbst Augenblicke, Momente, Szenenbilder haben einfach genau die Zeit, die sie brauchen. Entsetzlich, dass wir das in den letzten Jahren verpasst haben! Fantastisch, dass deshalb noch so viel vor uns liegt.
Glee – Staffel 1
★★★★★★★★☆☆
Ich habe mich davor gefürchtet, eines Tages etwas zu Glee sagen zu müssen. Als guter Internetbewohner weiß ich natürlich, dass a) Musicals gar nicht und b) High-School-Serien nur in absoluten Ausnahmefällen gehen. Wie gut, dass mir irgendwann eingefallen ist, dass ich mich solchen Kriterien gar nicht unterwerfen muss und daher voller Inbrunst sagen kann: Put your Patschehands together for tränennasse Teenageraugen, make some noise for Glee!
Glee ist High School, Teenager, Außenseiter – und ein gemeinsames Interesse: Singen. Zusammen bilden sie den Glee-Club, geleitet von dem menschlich-weichen Will Schuster, gehasst von der perfektions-obsessiven Sue Sylvester. Glee besteht in Charakteren und Handlung ausschließlich aus Stereotypen und nimmt sich dabei so wenig ernst, dass am Ende jeder Folge nur eine Riesenportion Herzenswärme übrig bleibt. Trotzdem hat Glee auch etwas zu sagen: Dass es wichtig ist, dass du dich in deinem Körper wohl fühlst, und du ruhig größere Kleidergrößen ausfüllen darfst. Dass du verlangen kannst, mit Respekt behandelt zu werden, auch wenn du hin und wieder mal versagst. Oder dass es völlig okee ist, wenn du den Quarterback liebst, auch wenn du selbst ein Paar Hoden dein eigen nennst. Glee ist einfach, Glee is pure Joy – und ich liebe Glee.
20:12h
Dirk sagt:
Also ich hätte Life ja doch ein paar Sterne mehr gegeben, so 6 bis 7. Wobei ich natürlich deine Skala nicht kenne. :) Im Ernst: Die Serie hat ein paar merkwürdige Momente, und leidet an dem Syndrom amerikanischer Writer, immer noch eine bedeutungsschwere Hintergrundstory, die sich über die Staffel hinweg zieht, in die einzelnen Episoden mit einflechten zu müssen. Insgesamt ist Life aber eine der besseren Cop-Serien, die es in der letzten Zeit so gab.
Bei Human Target schließe ich mich übrigens deinem Urteil vorbehaltlos an. Müll.
12:15h
serotonic sagt:
Ach, ich steh ja fürchterlich auf bedeutungsschwere Hintergrundstories. Serien, die nur episodische Storylines liefern, find ich langweilig; für mich muss es da schon Entwicklung innerhalb der Staffel geben. Life kam aber eher wie ein Multiserien-Smoothie daher. (Vielleicht gucke ich aber auch einfach zu viele Copserien ;))