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07. Apr 2011 Englischer Teekuchen
Beim Blättern durchs Alnatura-Magazin (hüstel) stieß ich auf ein Kuchenrezept, das mich gleichermaßen anzog und abstieß, denn es beinhaltete kandierten Ingwer.
Eigentlich mag ich Ingwer in fast jeder Form und in geradezu Allem: Ingwer pur, Ingwer als Tee, Ingwer an Huhn, Ingwer in Suppe, Ingwer in Chutneys, Ingwer als Ginger Ale, undsoweiterundsofort, aber Ingwer in süßem Kuchen? Das lag hinter meinem Vorstellungshorizont. Gut, dass ichs trotzdem ausprobiert habe, denn dieser Englische Teekuchen ist schweinelecker – wenn auch etwas trocken geraten. Legen wir also los:
Zutaten
- 100 g kandierter Ingwer
- 100 g getrocknete Cranberries
- 3 EL Rum
- 250 g Butter
- 220 g Rohrohrzucker
- 3 Prisen Meersalz
- 5 Eier
- 350 g 550er Mehl
- 2 TL Backpulver
Zuerst heizen wir den Backofen auf 180 °C Ober- und Unterhitze vor. Ich entschied mich fatalerweise für 170 °C Umluft – mein definitiv letzter Versuch, Kuchen mit Umluft zu backen. Memo an mich: Jeder Kuchen wird damit zu trocken, völlig egal welche Rezeptur ihm zugrunde liegt.
Anschließend widmen wir uns den Früchtchen. Den Ingwer schneiden wir in etwa 5×5 mm kleine Würfel. Für diesen Kuchen habe ich nur 50 g Ingwer und recht große Stücke genommen (damit man im Zweifelsfall drum herum essen kann, you know?), was ich im Nachhinein bitter bereut habe. Die Cranberries hacken wir, aber nur sehr grob. Beides marinieren wir zusammen mit der links angegebenen Menge Rum und 1 EL des Mehls. Welchen Zweck das Mehl hier haben soll, weiß ich gar nicht; man wird sich hoffentlich etwas dabei gedacht haben.
Jetzt schlagen wir die Butter zu Schaum. Wenn wir klug sind, haben wir die Butter rechtzeitig aus dem Kühlschrank geholt und können sie im weichen Zustand direkt verarbeiten. Wenn wir so verschusselt sind wie ich, müssen wir kurz die Mikrowelle in geringer Wattzahl bemühen, bevor wir die Butter um Zucker und Salz ergänzen und unseren Schneebesen etwa 5 Minuten lang mit Hingabe bemühen.
Fun Fact: So richtig schaumig wird die Butter gar nicht. Ich jedenfalls habe es noch nie geschafft, Butter in Schaum zu verwandeln – aber wenn sie ganz hell und schön fluffig ist, dann ist sie perfekt. Perfekt genug jedenfalls, um die Eier – alle fünf und eines nach dem anderen – hinein zu rühren.
Endspurt! Jetzt noch schnell das Mehl mit dem Backpulver vermengen, sieben und in kleinen Portionen ebenfalls unter die Masse rühren. Das Rezept verlangt, dass das esslöffelweise passiert – aber jetzt mal im Ernst, ich bin doch nicht bekloppt und verarbeite 350 g Mehl esslöffelweise, irgendwann ist dann auch mal gut mit der Liebhaberei, in der Zeit guck ich mir viel lieber den Himmel von einer horizontalen Position heraus an.
Wo waren wir? Achja. Beim Unterrühren. Wenn wir also mit dem Mehl durch sind, heben wir abschließend die beschwipsten Früchtchen unter und geben das wundervoll duftende Gemisch in eine große, sauber ausgebutterte Kastenform, die wir wiederum für etwa 60 Minuten in den Ofen geben, wobei wir die Temperatur nach der Hälfte der Backzeit auf 150 °C reduzieren. (Das Originalrezept will 70 Minuten, aber da der Kuchen bei Umluft und entsprechend reduzierter Temperatur nach 65 Minuten schon deutlich zu durchgebacken war, dürften 60 Minuten dicke reichen. Im Zweifelsfall: Stäbchenprobe.)
Nachdem dieser wahrhaft riesige Kuchen ein großes Weilchen auskühlen durfte, lässt er sich widerstandslos aus der Form stürzen, direkt anschneiden und klaglos verspeisen. Und dabei stellt man schnell fest, was ich nicht erwartet hatte: Der Ingwer schmeckt herrlich in seinem süßen Bett. Seine beißende Schärfe verschwindet komplett, übrig bleibt lediglich eine angenehme Würze, die gelegentlich pikant auf der Zungenspitze kitzelt. Die saftigen Cranberries geben dem Kuchen eine erstaunliche Frische, und man ahnt hinter der durch Umluft und zu langer Backzeit zerstörten Konsistenz, dass er eigentlich sehr locker und saftig ist.
Beim nächsten Mal werde ich die Rezeptur versuchsweise für eine kleine Kastenform halbieren. Und dieses nächste Mal wird es definitiv geben.
-- serotonic
(official Teekuchen-Fangirl)
16:29h
Extramittel sagt:
Wie immer eindrucksvoll fotografiert und so anregend beschrieben, dass ich gleich ein paar Cranberries geknabbert habe.
18:01h
Frau Maki sagt:
Der Kuchen war sowas von lecker! Dankeschön :o)
10:56h
serotonic sagt:
Frau Maki, das nächste Mal gibts trotzdem wieder was mit Schoki ;D
14:13h
Hammwanich sagt:
Klingt gut, aber mein Alltime-Favorite und dazu noch supersaftig ist das folgende Rezept:
Barbaras Ingwerkuchen (aus Siebecks Somerseminare in der Zeit)
"Der Ingwerkuchen entsteht, indem 200 g sehr weiche Butter mit 3 ganzen Eiern und 1 Eigelb, 180 g Zucker und 200 g Mehl zu einem glatten Teig verrührt werden. Sodann werden 100 g grob gehackte, kandierte Ingwerwürfel untergemischt. Zusätzlich wird das 1 übrig gebliebene Eiweiß mit einer Prise Salz steif geschlagen und unter die Teigmasse gezogen. Das ist alles. Diesen Kuchenteig fülle ich nun in eine passende Kastenform aus Aluminium oder Blech und stelle sie für 40 Minuten in den auf 190 Grad vorgeheizten Ofen."
Viel Spaß! :)
14:55h
serotonic sagt:
Klingt super, Frau Hammwanich, und wird sicher in Kürze nachgebacken. Bedankt! :)